Ich zähle alle, denn alle zählen von Vera Juriatti
Mit den ersten Sternenkindern in den frühen Neunzigerjahren hat sich alles verändert. Meine Einstellung zur Vorfreude, meine Haltung zur Geburt, meine Skepsis und zugleich hohe Achtung vor dem Leben.
„Draußen die Sonne. Draußen das Leben. Die Eltern wurden schon nach Hause geschickt. Hier ein kleines Kind und meine Kamera. Stille. Bilder, klick. Draußen das Leben.“ So fotografierte ich gestern in absoluter Ruhe. In diesem Fall war ich erneut nach Klagenfurt gefahren. Rund 270 Kilometer hin und retour. Weil es in Kärnten keine Fotograf*innen gibt.
Ist es ein Schattenbildchen des Firmengründers? Oder ist es doch ein Mohr? Ist es Männlein? Oder ist es gar ein dem Männlein nun nachgestelltes Weiblein? Für mich ist es eher Letztes. Ich meine das Allerletzte. Oder wie auch immer.
Gegen eines wollte ich mich stets verwehren: Unabhängig aller Nachrichten aus den uns beliefernden Kanälen, unabhängig zunehmender, bitterer Lebenserfahrungen, auch unabhängig aller persönlicher Rückschläge, unabhängig der vielen Niederlagen meines Lebens wollte ich niemals, wollte ich in meiner Alterskurve keinesfalls eines werden: verbittert & einsam. Es ist mir nicht gelungen.
Es war mir real, so gänzlich ungeschminkt grausam, brutal und Albträume verursachend bis gestern nicht möglich, überhaupt in Erwägung zu ziehen, jemanden zu töten. Es ist das grässlichste, das der Mensch einem anderen Menschen antun kann. Bis gestern dachte ich in dieser und keiner anderen Weise.