Mein Leben ohne Dich - Geschwistertrauer ein Tabu?
von Diplomsozialarbeiterin Ursula Molitschnig
Die Vorfreude auf ein Geschwisterkind ist oft sehr groß, manchmal lange ersehnt. Mit dem plötzlichen Tod des Kindes sterben auch Hoffnungen, Wünsche und Zukunftspläne. Alles was man sich ausgemalt oder vorbereitet hat, bleibt eine schmerzhafte „Zukunftserinnerung“. Das entkräftet - seelisch und körperlich - und es erscheint vielen als ein Sterben eines Teils von sich selbst.
Für die Geschwisterkinder fehlt oft die Kraft und Hilflosigkeit ist die Antwort.
Oft werden sie in ihrer Trauer übersehen, nicht wahrgenommen und mit ihren Gefühlen und Phantasien alleine gelassen. Für eine gewisse Zeit scheinen die Eltern nicht mehr das zu sein, was sie waren. Die Kinder fühlen sich, als wären sie weniger wichtig geworden und sind irritiert.
Auch wenn Kinder durch ihre natürliche Offenheit Eltern davor bewahren können, Gefangene ihrer Trauer zu werden, muss darauf geachtet werden, dass sie nicht aus dem Blickfeld ihrer Eltern geraten.
Der Umgang mit dem Ereignis hängt von vielen Faktoren ab: Das Alter der Kinder, der Entwicklungstand, die Persönlichkeit von Kindern und Eltern, die Situation der Familie und die soziale Umgebung spielen eine große Rolle.
Doch bei vielen Kindern löst der Tod eine Vielzahl von Emotionen wie Angst, Trauer, Ungläubigkeit, Einsamkeit, Konfusion und Wut aus. In vielen Fällen ziehen sie sich zurück, da sie mit der Situation überfordert sind und teilweise auch nicht die ausreichende Aufmerksamkeit der Eltern bekommen.
Auftauchende Schuldgefühle können zu der Annahme führen, dass das „falsche Kind“ gestorben ist. Oder sie versuchen „Ersatzkind“ zu sein, was mitunter zu Problemen in der eigenen Persönlichkeitsentwicklung führen kann.
In der Gesellschaft wird trauernden Geschwistern wenig Aufmerksamkeit geschenkt und ihre Trauer unterschätzt.
Mehr noch – wenn das Geschwisterkind noch gar nicht geboren wurde.
Ursula Molitschnig, Rainbows Steiermark
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