Stiefmütter sind nicht umzubringen. So könnte ich behaupten. Denn das Gegenteil ist der Fall: Stiefmütter vermehren sich unermesslich. Inzwischen haben sie die Reise rund ums Haus angetreten.
(Bilder mit freundlicher Genehmigung der Eltern. Kopien und weitere Veröffentlichungen sind nicht erlaubt.)
Eine Trompetenfanfare durchdringt den Wohnraum. Das Smartphone zeigt den bekannten roten Bildschirm. Alarm. Die Tonfolge kennen wir bereits gut. Und auch die Abfolge danach. Jeder von uns weiß, was er zu tun hat.
Auf der einen Seite sind da Anfeindungen. Lügen gar und Verleumdungen. Auf der anderen Seite leben da immer auch unsere Träume. Vor einigen Wochen, bei einem Telefonat mit einer gut bekannten Hebamme, da wurde mir ein solcher Traum „ins Ohr gesetzt“.
Ich zähle alle, denn alle zählen von Vera Juriatti
Mit den ersten Sternenkindern in den frühen Neunzigerjahren hat sich alles verändert. Meine Einstellung zur Vorfreude, meine Haltung zur Geburt, meine Skepsis und zugleich hohe Achtung vor dem Leben.
„Draußen die Sonne. Draußen das Leben. Die Eltern wurden schon nach Hause geschickt. Hier ein kleines Kind und meine Kamera. Stille. Bilder, klick. Draußen das Leben.“ So fotografierte ich gestern in absoluter Ruhe. In diesem Fall war ich erneut nach Klagenfurt gefahren. Rund 270 Kilometer hin und retour. Weil es in Kärnten keine Fotograf*innen gibt.
Verdreckt, aber Gummihandschuhe bitte von Vera Juriatti
Manchmal machen wir kleine Schritte nach vorne. Diese geben mir Halt, Hoffnung und große Kraft. Und dann wieder geht es plötzlich einen großen Schritt rückwärts, so, als begäben wir uns an den Startpunkt zurück. Solche Tage rauben mir alle geschöpfte Kraft.
Morgen werden die Augen strahlen. Morgen feiern die Teelichter und Christbaumkerzen Hochsaison. Und wo Licht ist, wissen wir, da ist auch Schatten. Hier somit meine Weihnachtsgeschichte für 2021.
Ich sitze in der Dunkelheit meines Arbeitszimmers. Es ist früher Abend, neben mir brennt ein Teelicht, eine online-Plattform trötet Weihnachtslieder. Ich mag diese Stimmung. Ich mag den Klangteppich all der Töne, die tiefsinnig und sinnlich sein wollen, und besonders mag ich die Schwärze außerhalb meiner Schreibtischplatte.
Im Grunde ist es ganz leicht. Man setzt sich zusammen, berät, was man gut kann und kommt drauf: Kochen. Also gestaltet man gemeinsam ein Kochbuch. Und damit wiederum finanziert man einen Gedenkort für Sternenkinder. Klingt zu leicht?
Luftig. Dennoch intim, fast heimelig in punktuell gesetztes Licht getaucht. So wirkt die große Halle, die wir über Betonstufen betreten. Noch nie haben wir ein Interview gegeben inmitten einer Kunstausstellung. Die Werke an den Wänden stammen von einer Frau, die eine Sprache für das Dasein sucht. Wir auch, wie oft schon.