Ja, es ist wahr
von Rainer Juriatti
Ja, es ist wahr: In der Steiermark ist die Sternenkindbox nach nur eineinhalb Jahren Geschichte.
Ja, es ist wahr: Es schmerzt uns unendlich.
Ja, es ist wahr: Wir haben uns sehr bemüht, ein emotionsfreies und zugleich in seiner Stimmung angemessen getextetes, gut gestaltetes Instrument zur Verfügung zu stellen, das in Form einer „Handreichung“ Sternenkindeltern zielführend hilft. Hunderte Postings, Fotos und Zuschriften bestätigten uns die gelungene Form der Box.
Ja, es ist wahr: Wir haben an der Sternenkindbox in der Steiermark Geld verdient. Zwei Euro pro Box in der Auflage des zweiten Jahres. 400 Boxen wurden produziert. Finanzamt und Sozialversicherung abgezogen bleiben rund 1,20 Euro pro Box.
Ja, es ist wahr: Die Hebammen und Psychologinnen des LKH Graz waren von der ersten Stunde an gegen dieses „von außen“ kommende Instrument. Unser Argument, dass es besonders dadurch einen hohen emotionalen Wert für die betroffenen Sternenkindeltern darstellt, wurde nicht gehört.
Ja, es ist wahr: Im LKH Graz werden die Sternenkindbox und die Sternenkindfotografie gerne vermischt.
Ja es ist nämlich wahr: Als Sternenkindfotografierende ecken wir manchmal an. Wenn wir die Frage stellen, warum das Kind nicht gewaschen ist. Wenn Eltern am Telefon weinen, weil ihnen verweigert wird, ihr Kind nicht mit ins Zimmer nehmen zu dürfen. Oder wenn Eltern von einer Psychologin empfohlen wird, während des Wartens auf die stille Geburt „Reise nach Jerusalem“ zu spielen. Oder wenn wir nicht einsehen, dass wir als Getestete und vierfach Geimpfte nicht zu zweit fotografieren dürfen, weil wir doch als diplomierter, multikonfessioneller Seelsorger & Sozialmanager sowie diplomierte Krankenschwester & Trauerbegleiterin mit Palliativdiplom weit mehr leisten, als nur zu fotografieren. (Zuschrift von gestern Abend: „Auch die gesamte Begleitung während den Fotoaufnahmen hat uns in dieser schwierigen Situation der Verabschiedung geholfen.“)
Ja, es ist wahr: Wir hören, dass die KAGES derzeit intern nach Fotografen sucht, damit Fotografierende der Stiftung „Dein-Sternenkind-eu“ nicht mehr gerufen werden müssen. Ja, wir fragen uns auch, wie groß die Aversion gegen externe Fotografierende sein muss, dass inmitten des Pflegenotstands Geld dafür verfügbar ist, wo doch Menschen wie wir ehrenamtlich und spesenfrei arbeiten.
Ja, es ist wahr: Unsere Hoffnung ist, dass wir dann dennoch die Abend- und Wochenendeinsätze übernehmen dürfen, wenn der angestellte Fotografierende frei hat oder im Urlaub ist. (Tipp für Betroffene: Rufen Sie uns als Besuchsdienst eines Seelsorgers und einer Krankenschwester. Sozusagen ein Besuch für Körper, Geist und Seele. Der kann doch nicht verweigert werden, nicht?)
Und ja, es ist wahr: Die Ereignisse der letzten Woche haben tiefe Wunden in unsere Herzen gekerbt. Dies, das wissen wir leider auch, freut besonders die Vertreterin einer katholischen Einrichtung in Kärnten, die vor Monaten bereits in Graz war, um hier ein „gutes und schönes“ Gespräch mit der zuständigen Landesrätin zu führen. Und immer dort, wo diese Frau auftaucht, haben es nichtkatholische Einrichtungen schwer.
Ja, es ist wahr: Wir hätten unseren Ahnungen vor langer Zeit schon Ausdruck verleihen müssen. Doch es ist nie zu spät: Hiermit tun wir es. Vielleicht möchten Sie als Betroffene Ihren Erfahrungen künftig auch etwas lauter Ausdruck verleihen. „Schreiben Sie!“ steht auf dem Zettel im Bild. An wen immer Sie jetzt denken: Die Leitung Ihres Krankenhauses, an die Landesrätin, in einem Blog, in sozialen Netzwerken. Wir - Vera und Rainer Juriatti - wir werden auch weiterhin schreiben, Machtversessenen lästig sein und vor allem an vielen guten Ideen arbeiten. Und wer bis hierher gelesen hat: Danke!
Hier geht's zur Drehscheibe der Hilfe für Sternenkindeltern und -angehörige:
Mein-Sternenkind.net
Hier geht's zur Sternenkind-Bücherbox.
Christine
13. November 2022 um 16:07
Mein Gott!
Ich bin sprachlos … Ein großes Fragezeichen tut sich auf.
Birgit Burtscher-Jernei
13. November 2022 um 17:07
Liebe Vera, lieber Rainer, ich bin entsetzt und sprachlos über soviel Hochmut, Arroganz und Machtgeilheit mancher Menschen. Schämen sollen sie sich, alle zusammen. Ich hoffe und wünsche mir, dass ihr euch dennoch nicht entmutigen lasst und weiterhin mit Liebe, Einfühlungsvermögen und euerem eisernen Willen für die Betroffenen da seid. Denn nur ihr, die mit soviel Herzblut schon seit Ewigkeiten dahinter steht, ihr, die dieses Schicksal selbst so oft erleben habt müssen, wisst, was in solchen Momenten in tiefer Trauer um ein Kind zu tun ist. Alles Gute für euch!
Bernhard Kuenz
13. November 2022 um 19:37
Die Fanatiker sterben leider nicht aus und man hat nicht dazu gelernt, was Fanatiker für Schäden anrichten. Alles unter dem Mantel des „wohlwollenden“. Schöne Grüße von Adolf, Cäsar, Pharao.
Rainer Juriatti
14. November 2022 um 12:06
Christine, bei uns auch.
Rainer Juriatti
14. November 2022 um 12:07
Birigit und Bernhard, danke euch!!!
Wimmer Thomas
14. November 2022 um 15:21
Hallo ihr lieben
Ich bin grade entsetzt über die Blödheit so mancher Politiker und der Zuständigen, die das beschlossen haben! Es tut mir leid für die zukünftig Betroffenen, die die Box und den Zuspruch nicht mehr erhalten, den Sie verdienen.
Ihr habt so viele Hürden überwunden und Gutes getan, euch einen aufrichtigen Dank dafür. Ich hoffe, dass es andernorts dafür weitergeht.
Wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Kopf hoch und weiter so!
Danke, Thomas
Rainer Juriatti
14. November 2022 um 21:48
DANKE Thomas!