La Óla Welle des Lichts
von Rainer Juriatti
Ich sitze in der Dunkelheit meines Arbeitszimmers. Es ist früher Abend, neben mir brennt ein Teelicht, eine online-Plattform trötet Weihnachtslieder. Ich mag diese Stimmung. Ich mag den Klangteppich all der Töne, die tiefsinnig und sinnlich sein wollen, und besonders mag ich die Schwärze außerhalb meiner Schreibtischplatte.
Wir sind da, um still zu sein. Wir sind da, am kommenden Sonntag erneut, um anlässlich des Worldwide Candle Lighting ein Kerzenlicht ins Fenster zu stellen, damit es hinausleuchten soll in die Nacht. Pünktlich um 19 Uhr. Weltweit. Und so – man mag es sich mit einem Quäntchen Fantasie gut vorstellen können – entsteht diese nur von den Sternen aus zu erkennende „La Ola Welle des Lichts“ für unsere Sternenkinder, die spätestens nach einer vollen Umdrehung der Erde wieder verklingt.
So sitze ich in der Dunkelheit meines Arbeitszimmers und blicke zurück auf die Zeit seit der letztjährigen Welle dieses Lichts: Da ist die Sternenkindbox, die nun in den Kliniken der Steiermark verteilt wird und getragen wird von zwei Menschen aus der Politik, die ihresgleichen suchen: LR Bogner-Strauß und StR Hohensinner. Und mit ihnen trafen wir auf Dutzende wunderbare Krankenschwestern und Klinikverantwortliche, die diese Handreichung nun Sternenkindmüttern und Vätern überreichen. Und nicht zuletzt erreichte uns eine Welle von unfassbar lieben Briefen von Sternenkindmüttern und -vätern, die sich bedanken für die Box. Und dann sind da auch noch einige schöne Begegnungen mit Journalistinnen, die sich des Themas annahmen. Da sind ebenso ein paar tolle Dreharbeiten mit Fernsehteams, die weit ins nächste Jahr hineinstrahlen werden.
Und dann sind da Menschen, die österreichweit vernetzt voller Bescheidenheit und dennoch großer Intensität zusammenarbeiten, um Sternenkindeltern die bestmögliche Betreuung und Begleitung zu ermöglichen. Wir erlebten eine Welle von Initiativen in diesem vergangenen Jahr, seien es kochende und backende Frauengruppen, seien es Gedenkorte gestaltende Jungarchitektinnen, seien es nähende und strickende Privatpersonen, die „etwas tun wollen“, seien es professionelle Frauen wie jene zwei in Kärnten, die jeden Tag Unsagbares für Sternenkindeltern leisten. Eine davon trägt die Berufsbezeichnung Stern-Amme in ihrer Signatur, was für eine schöne Benennung ihrer Arbeit; die andere wandelt mit den Sternen und richtet dabei ganz erdig ihr Leben darauf aus. Und dann ist da die große Welle an Fotografinnen und Fotografen, die an der selben Alarm-App hängen wie Vera und ich auch. Tausende Sternenkinder werden so europaweit jedes Jahr fotografiert, um den Eltern das bestmögliche „erste und letzte Bild“ zu schenken.
Die Lichterwelle am zweiten Sonntag des Dezembers wird von Jahr zu Jahr größer und intensiver. Es mag ein tröstender, ein schöner Gedanke sein auf dem Boden großer Trauer. Und für mich, hier an diesem Schreibtisch, zählt noch viel mehr die lichtvolle Welle an Kooperationen und Zusammenschlüssen, die wir das ganze Jahr über erleben durften, eine ganze "Jahresumdrehung eines lichtvollen Erdballs" sozusagen. Danke dafür.