Wo sie wohl hinsehen
von Rainer Juriatti
„Draußen die Sonne. Draußen das Leben. Die Eltern wurden schon nach Hause geschickt. Hier ein kleines Kind und meine Kamera. Stille. Bilder, klick. Draußen das Leben.“ So fotografierte ich gestern in absoluter Ruhe. In diesem Fall war ich erneut nach Klagenfurt gefahren. Rund 270 Kilometer hin und retour. Weil es in Kärnten keine Fotograf*innen gibt.
Vor einigen Wochen haben Vera und ich einen Workshop abhalten dürfen. Bernadette Kohlweis vom Verein „Wandelstern“ hat sich ins Zeug gelegt, um den Kurs für interessierte Sternenkindfotografierende zu organisieren und auch die Werbung dafür zu gewährleisten. Bernadette Kohlweis hat sich sehr bemüht, wir wissen um die vielen Stunden, die sie aufwenden musste, um in etablierten Medien Kärntens ein paar Werbezeilen für das Seminar zu bekommen.
Angereist ist dann auch eine Fotografin aus Tirol. Wer also wollte, der konnte das Seminar entdecken. Aus Kärnten kamen zwei Fotografinnen sowie ein guter Bekannter von Bernadette, der persönlich eingeladen worden war. Leider konnte sich bislang niemand der Anwesenden dazu durchringen, bei dein-sternenkind.eu eine Bewerbung einzureichen.
Und gestern, da fragte ich mich während der zwei jeweils eineinhalbstündigen Fahrten erneut: Wo sie wohl hinsehen in Kärnten? Die Frage ist zu richten an die Vertreterin (und ihre Berater*innen) einer Großeinrichtung (eines Konzerns), die von sich selbst behauptet, seit vielen Jahren umfassend für Sternenkindeltern da zu sein. Die Betonung liegt auf umfassend. Gestern wurde mir klar: Dem muss öffentlich widersprochen werden. Es mag sein, dass die Einrichtung seit Jahren Förderungen kassiert, um Seminare abzuhalten und Publikationen zu verfassen, es mag sein, dass sie kostengestützt Gespräche führt und die ein oder andere Spende entgegennimmt. Das Essenziellste aber, das schafft sie nicht, da es – so viel ist klar – im Gegensatz zum Erwähnten kein Geld bringt: Die „Grundversorgung“ von Sternenkindeltern umfasst (ja, hier ist es wieder, das Wort) sämtliche Wünsche im Krankenhaus, somit auch den Wunsch nach einem Bild des Kindes. – Wir alle wissen längst, dass das Heilsame in den ersten Stunden beginnt und jede spätere „Predigt“ über den „höheren Sinn“ lächerlich wirkt.
Die etablierte Einrichtung belegt seit den Gründungstagen von „Wandelstern“, dass sie alles daran setzt, nicht zu kooperieren. Es würde bedeuten, in Bernadette Kohlweis eine engagierte und professionell arbeitende Kollegin zu sehen. Die Großeinrichtung verwendet ihre Kraft institutstraditionell allerdings darauf, „Pfründe“ zu sichern und gegen alles zu sein, was an Ergänzendem in Kärnten entsteht und wachsen möchte. Hierzu wendet die Vertreterin der Institution all ihre netzwerkkundige Kraft auf, die zum Beispiel in einem gemeinsam organisierten Fotoworkshop zu breiter Medienberichterstattung geführt hätte.
Ich betone in allen Gesprächen mit anderen Einrichtungsvertretenden immer wieder: Wir müssen uns nicht mögen, aber wir müssen nicht nur das beste für Sternenkindeltern propagieren, sondern auch tun. Dass „Basics“ wie die Sternenkindfotografie immer bekannter werden, muss demnach für die Kärntner Großeinrichtung zur Verpflichtung führen, gemeinsam mit allen Engagierten an Lösungen zu arbeiten und nicht hoch zu Ross darauf herabzublicken, wie andere die Basisarbeit der Krisenintervention und Fotografie irgendwie hinbekommen.
Hier geht’s zum Fotoseminar-Blogbeitrag von Bernadette Kohlweis.
Hier geht’s zur Fotografen-Bewerbungsseite von Dein-Sternenkind.