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Ilse Krüger, Mein Jahr im Wald
75 Seiten, Softcover
ISBN 978-3-9519863-6-4
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Da ist das Werden und Vergehen. Da sind harte Arbeit und Einsamkeit. Da sind Krankheit, Tod und ein Wald. Gemeinsam mit ihrem Mann setzte sich die österreichische Autorin Ilse Krüger zum Ziel, ein Stück gesunde Erde zu hinterlassen. Ein Mischwald sollte es sein, wie er von jeher in die Landschaft des Südburgenlands gehört hat. Dann starb ihr Mann und die 82-jährige protokollierte Wut, Trauer, Hoffnung und ihre Waldarbeit.

„Wenn man einen Baum pflanzt, übernimmt man die Verantwortung für ein Geschöpf“, schreibt Ilse Krüger in Mein Jahr im Wald. „Man hegt und pflegt es, freut sich über sein Wohlergehen und ist betrübt, wenn es ihm nicht gut geht. Um einen Monofichtenwald in einen gesunden Mischwald zu verwandeln, muss man an die tausend Bäume pflanzen. Das war unser Projekt: Waldstück für Waldstück in einen Mischwald umzuwandeln, dem der Klimawandel nichts anhaben wird können. Unser Projekt, das ich allein nicht fortführen werde können, auch wenn mir der Verrat daran weh tut. Es gilt jedoch, realistisch zu bleiben und die eigenen bescheidenen Kräfte zu akzeptieren.“

Auf schmalen 75 Seiten rollt die Autorin in Mein Jahr im Wald sowohl ihre Erkenntnisse über den Wald und die Waldarbeit als auch ihre Gedanken über die Einsamkeit und das Alleinsein aus. „Gegen Ende des Monats mein achtzigster Geburtstag. Ein Fest für die ganze Familie hätte es werden sollen. Ihm zuliebe, seinem Fünfundachtziger und meinen Achtziger zu Ehren. Mir ist nicht nach Feiern zumute, auch nicht danach, auf den Friedhof zu gehen. Um ihm nahe zu sein? Meine Gedanken sind ohnehin ständig bei ihm. Dazu tauchen von Zeit zu Zeit quälende Fragen auf.“

Fragen zur Partnerschaft, zum Schreiben, zu all den Entscheidungen, die ein gemeinsames Leben nötigt, werden von der Autorin beleuchtet. Und stets begleitet vom Gedanken an den Tod, diese „unbarmherzige Zäsur“.

Am Ende blickt die Autorin auf ein Stück Natur, das gelungen ist. Und schon interessieren sich die Forstbetriebe für das botanisch ideale Stück Welt.

Zeitgleich zu Mein Jahr im Wald erscheint im Schweizer Verlag Éditions Parallèles Ilse Krügers biografischer Roman bitter kalt – Chronik einer Familie, der die gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der Zeit zwischen 1911 und 1945 im Fokus hat.

Zitate
Späte Ostern. Aber noch immer blühen Tulpen, Narzissen und der groß gewordene Herzerlstrauch, um meine große Familie zu begrüßen. Wir stellen Tische im Freien auf, Sessel gibt es genug und wie immer einen riesigen Topf Erdäpfelgulasch, genug Bier, genug Brot, genug Eis. So wie immer, überlege ich, während ich Kaffee in die dritte Thermoskanne rinnen lasse. Aber nichts ist wie immer, obwohl wir doch alle fröhlich sind. Der Frühling ist da, fast schon ein Sommertag. Aber er fehlt uns.

Früher ist es mir noch wichtig gewesen, was andere über mich denken. Warum ist es mir jetzt völlig egal? Selbst blöde Bemerkungen kosten mich bloß ein Lächeln. Acht Tage kämpfte er mit dem Tod. Tauchte immer wieder voller Angst, voller Schmerzen aus der Bewusstlosigkeit auf. Und ich mit dem wachsenden Gefühl völliger Hilflosigkeit an seiner Seite. Seit diesen Tagen reduziert sich das meiste, was Menschen aufregt, zur belanglosen Lächerlichkeit. Ob man mich für exzentrisch oder gar für verrückt hält, schert mich deshalb keinen Deut.

Funktionieren ist ein dehnbarer Begriff: optimal, bestens, gut, zufriedenstellend, gerade noch. So wie wir Menschen. So wie ich. Als Mutter, als Partnerin im Betrieb, als Kameradin am Berg, als Geliebte. Bei so viel Multifunktionalität rutscht gelegentlich eine Funktion in die Stufe gerade noch, wie mein Heizkessel. Wenn ich nicht spätestens nach 40 Minuten Holz in seinen Rachen werfe, geht das Feuer aus und es wird schnell kalt. In der Nacht schreiben und dabei auf den Heizkessel vergessen, heißt, die Glut bestenfalls mit Kleinholz wieder anfachen oder gezwungener Maßen frisch einheizen. Mühsam und zeitraubend.

Und nicht zuletzt: Der Querverweis auf ihren Roman „bitter kalt“, der parallel zu „Mein Jahr im Wald“ erscheint:

Gut, dass ich meine Waldarbeit als Ausgleich habe. Sie macht mich nicht nur muskulöser, sie schenkt mir auch Stunden des inneren Wohlbefindens, das mich stärkt. Gelegentlich beginne ich trotzdem, plötzlich zu weinen, um meinen Vater und um alle Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus. Ich weine um Marie-Louise und Heinz, denen ich verdanke, dass ich bin, und die in die geistigen Fänge der Nationalsozialisten gerieten.
Werde ich ihrem Schicksal in meinem Text gerecht werden? Nur keine großen Töne verwenden, nüchtern die Tatsachen berichten.
(S. 39)

Die Autorin
Ilse Krüger, geboren 1939 in Zwettl/NÖ, lebt seit 1946 in Wien. Die Autorin arbeitete als kaufmännische Angestellte und führte ab 1958 gemeinsam mit ihrem Mann einen Textilbetrieb, um den vier Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Nach langer literarischer Pause begann sie 1990 wieder mit dem Verfassen von Lyrik und Prosa. Im Jahr 2002 schloss sie Studien der Psychologie und Philosophie ab.
1997 erwarb das Ehepaar ein Bauernhaus im Südburgenland. Ebenso erfolgte der Ankauf von Waldparzellen, verbunden mit dem Ziel, einen überlebensfähigen Mischwald zu hinterlassen. Daneben praktizierte Ilse Krüger biologischen Gemüseanbau. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2019 führte die Autorin das Waldprojekt weiter und begann mit ihren Tagebuchaufzeichnungen.

Die Schaffenskraft der Autorin ist ungebrochen.