Als im November 2006, also vor 16 Jahren, der Putin-Kritiker Alexander Walterowitsch Litwinenko in London mit radioaktivem Polonium verseucht und folglich grausam umgebracht wurde, da fragten sich viele Menschen, wie weit der KGBler und inzwischen Russenpräsident Putin noch gehen würde, um unliebsame Überläufer loszuwerden.
Ein paar Worte als Verleger. Gestern hat ein alter Mann bei Andrea Wecke aufgrund eines Bildes, das ihre druckfrischen Bücher zeigt, gepostet, er wolle wissen, was sie so schreibe. Als unsere Autorin nicht antwortete, meinte er, sie sei kompliziert, jetzt müsse er sich die Mühe machen, woanders nachzusehen. Als ich mich dann auch noch einmischte und lächelnd meinte, er solle doch einfach ihr Buch kaufen, bot er mir eines seiner Werke zum Austausch an und fragte bei Andrea Wecke nach, ob ich immer so „agro“ sei.
Als wir lange noch keine Masken trugen von Rainer Juriatti
Die Erinnerung ist stark und durchbricht seit einigen Wochen immer wieder meinen Alltag: Gemeinsam mit meinen Brüdern sitze ich im Schlammsand, kleine Wellen umspülen unsere Knie. Wir greifen in den Meeresstrand und lassen den Matsch durch die geschlossene Faust tröpfeln. So entstehen kleine Bäume. Inzwischen sind wir alle mutiert. Wir, die Monster. Wir, die dunklen Gestalten.
Luftig. Dennoch intim, fast heimelig in punktuell gesetztes Licht getaucht. So wirkt die große Halle, die wir über Betonstufen betreten. Noch nie haben wir ein Interview gegeben inmitten einer Kunstausstellung. Die Werke an den Wänden stammen von einer Frau, die eine Sprache für das Dasein sucht. Wir auch, wie oft schon.
Unser Verlag zieht sich ab sofort aus dem Buchgeschäft zurück: Ja, ich bin ein Witzbold, den niemand witzig findet. Ich finde Vieles auch nicht witzig. Zum Beispiel die absurdistanische Nationalbibliothek in Wien und auch die Steiermärkische Landesbibliothek. Beide nämlich zwingen mich dazu, mich aus Gründen der Ungleichbehandlung aus dem Buchgeschäft zurückzuziehen.
Gott sei ein Sadist, behauptet mein Mann von Vera Juriatti
27. Oktober. Der 18 Wochen alte G. 31. Oktober. Der kleine T., 22 Wochen alt. Sein Vater sagt: Sternenreiter. 4. November. Sie kannten sein Geschlecht bis zur Geburt in der 22. Woche nicht. 5. November. Nur 29 Wochen alt wurde die hübsche E. 6. November. Die kleine M., 23 Wochen alt. Ein Frühchen, intubiert, extubiert. Verstorben. Die Mama im Koma. Sie alle durften wir fotografieren. Rainer behauptet seit vielen Jahren, es gebe entweder tatsächlich keinen Gott und wenn doch, dann sei er ein Sadist, mit dem er nichts zu tun haben will. Seit gestern pflichte ich ihm bei.
Der kurze Weg des Jonas Fabian von Christine Ehrlich
Da war er. Jonas Fabian. Wir durften ihn fotografieren. Und dann erreichte uns ein Text. Ein markerschütternder. Christine meinte, wir sollen ihn veröffentlichen. Damit die Welt weiß: Sie fühlen. Unsere Kinder sind da und sie fühlen. Hier ihr Text:
In unserem Garten steht ein Schild. „Konstant nur ist Veränderung“. Ich habe mir die Tafel gestaltet, um mich jeden Tag daran zu erinnern, dass nichts im Leben fix ist. Inzwischen frage ich mich immer wieder: Was eigentlich meinen die Menschen, wenn sie davon sprechen, die Pandemie habe ihre Normalität geraubt? Ist „Normalität“ ein Konstrukt, das sich nicht verändert? Darf nur ein Garten sich ständig verändern?weiterlesen..
Kommunismus statt Katholizismus von Rainer Juriatti
Gott liebt dich nicht mehr, belegt der Generalvikar. Noch läuten die Glocken in Graz, dennoch sind wir seit gestern, Sonntag (Tag des Herrn), 26. September, mehrheitlich kommunistisch (Tag der Frau Elke Kahr) geworden. Die katholische Welt ohne mich ist ja eh nicht mehr lebenswert. Schlussvorhang eines Dramas.weiterlesen..
Unlängst waren wir zu Besuch bei unseren Freunden, die sich ein „stilles Haus“ inmitten eines Niemandslandes gekauft haben. Still ist es dort, ja. Kein W-Lan, kein Telefonempfang. Kein elektrischer Herd, gekocht wird auf Feuer. Das Wasser für die Frühstückseier bereiten wir uns rasch auf einem Campingkocher zu. Und dort, in dieser Stille, bei diesen lieben Menschen, da fiel es mir wieder auf. weiterlesen..