3. Dezember 2023 - Keine Kommentare!

Sie haben sich einen Schöpfergottvaterunser erfunden

SIE HABEN SICH EINEN SCHÖPFERGOTTVATERUNSER ERFUNDEN
von Rainer "Yuri" Juriatti

Sie haben sich einen erfunden, von dem sie sagen, er habe den Menschen lieb. Er liebe jede und jeden einzelnen. Sie haben sich einen erfunden, von dem sie sagen, er sei der Schöpfer, der Gott, der Vater, unserer. Einen Schöpfergottvaterunser. Um es zu unterstreichen, haben sie ihn mit langem, weißem Rauschebart ausgestattet, damit er möglichst weise dreinschaut.

Sie haben sich einen erfunden, der nur das Gute wolle und für jede und jeden sorge. So einen haben sie sich erfunden und begründen seit jenen Tagen an alle Unzulänglichkeit ihrer Handlungen damit, dass sie niemals so groß, gütig und gut sein werden, wie es ihr Schöpfergottvaterunser von Haus aus sei. Er allein sei der, der die ganze Welt erschaffen habe, dazu die Tierchen und die Blümchen und schließlich uns, die Krönung der Schöpfung, um die Liebe zu verbreiten und uns den Rest der Welt unterzujochen. Und weil sowieso keiner so gut sein könne wie der Schöpfergottvaterunser, nenne er uns Sünder, weil wir uns ja, anstelle die Liebe zu verbreiten, ständig die Köpfe einschlagen. Und dass jede 13. Sekunde ein Kind an Hunger sterbe, damit habe er nix zu schaffen, da seien auch wir schuld dran.

Sie haben sich einen SchöpfergottvaterunserheiligeMariaundJosef erfunden, den sie anbeten, wie einst die Urmenschen den Regen und den Blitz und den Donner und das Hochwasser und die Feuersbrunst. Sie sagen, er wisse sehr gut, was er tue, der Schöpfergottvaterunser wisse immer, was er tue und alle Handlung sei zwar ein Rätsel für uns Kleingeister, aber nicht für ihn, den Zefixhallelujagottvater, auch wenn er uns mit Erschütterungen, Flutwellen, Pandemien und zufällig zerborstenen Atomkraftwerken strafe. Wir seien nämlich irgendwie alle hier, um zu büßen für unsere Sünden, weil wir uns ständig die Köpfe einschlagen, siehe Absatz 1.

Sie haben sich einen Schöpfergottvaterunser erfunden, von dem sie sagen, er liebe uns bedingungslos, aber nicht unter jeder Bedingung. Dies zeigten seine großen und kleinen Bestrafungen, denn er sende uns ein Erdbeben oder lasse unter allen Häusern in der Straße ausgerechnet das unsere abbrennen. Er liebe uns, doch wir seien halt dann und wann seiner Liebe nicht würdig, da gebe es nichts zu verstehen, auch wenn einem das Baby unter den Fingern wegsterbe. Er sei ja der Schöpfergottvaterunser, und der teile zwangsläufig auch mal eine läuternde Watsch'n aus, es sei an uns, herauszufinden, warum.

Sie haben sich einen erfunden, der uns jedes Jahr im Dezember so sicher wie das Amen im Gebet seinen Buben auf die Erde schicke – sagen sie, die Pfarrer, seine Sprecher auf Erden, die ihren Lulu gerne in Sachen stecken, die sie nichts angehen – seinen Sprößling schicke er uns jeden Dezember als geübten Redner mit Rhetorikseminarabschluss, seinen Buben, den er selbst gemacht habe, ohne die jungfräuliche Maria dabei auch nur im Geringsten zu berühren, der Josefziehvater wisse das oder rede sich das jedenfalls von ganzem Herzen ein, um seine Maria nicht steinigen zu müssen.

So einen also haben sie sich erfunden, genial eigentlich, denn zur Geburt seines Buben im Dezember, da solle man den Pfarrern Geld überweisen, weil man spenden müsse für die, mit denen es der Schöpfergottvaterunser nicht so gut meine im Moment, jenen, die dem Schöpfergottvaterunser grad ein Dorn im Auge seien, weshalb er ihnen keinen Regen oder auch zu viel davon schicke, ein Erdbeben dazu und tausende, die er gleich unter einer Mure begrabe. Weil er sie alle ja so lieb hat.

Sie haben sich einen offenkundig prügelnden, gehässigen, babykillenden Rauschebart erfunden, der feige seinen Buben vorausschickt, einen Schöpfergottvaterunser, der das Himmelreich verspreche, das dann ewig und drei Tage dauere, einen Schöpfergottvaterunser, der uns Sünderinnen und Sünder allerdings bei allzu großem Lastenkonto auch gerne mal in die Hölle werfe, seinem Widersacher direkt in den Rachen oder auch auf die glühende Penisspitze, was allerdings eher einer Pfaffenphantasie entspringen mag, jedenfalls alles immer für die gleiche Ewigkeit. 

Der liebende Schöpfergottvaterunser kann ganz schön grausam sein. Die weltliche Rechtssprechung, vermute ich, würde diesem Hauptverantwortlichen unseres Erden- und Daseinsdesasters mehrfach lebenslänglich aufbrummen und seinen jungfräulich produzierten Sohn mit ziemlicher Sicherheit des Betruges überführen.

Naja, ich wünsche ganz ohne Schöpfergottvaterunser einen schönen Advent und gehe jetzt auf einen, zwei oder drei Tassen überteuerten, lauen Glühwein und sauf mir das Märchen sowie sämtliche Jenseitsillusionen schön.

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Veröffentlicht von: Rainer Juriatti in der Kategorie des Notwendigen, Text

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