Das funktioniert so nicht. Es funktioniert so nicht. Nichts funktioniert so. Writer in Residence. Das darf ich sein und ich bin dankbar dafür. Jemand zahlt, damit ich für eine Zeit in Triest sein kann, um hier zu schreiben. Ich bin wirklich sehr dankbar: Also schreibe ich. Drei, vier Stunden am Tag. Aber eigentlich ist mir am zweiten Tag schon total langweilig.
Stellen wir uns vor, der russische Präsident wäre ein vernünftiger Mensch und hätte den Krieg gegen die Ukraine niemals begonnen. Stellen wir uns vor, sowohl die Hamas als auch die Israelis wären friedvolle Redner und würden sich gegenseitig nicht abschlachten. Stellen wir uns das einfach einmal vor. Abgesehen von Tod, Leid und Elend, was wäre dann?
Unlängst führte ich einen Monolog auf, in dem die folgende, kurze Feststellung getroffen wird: „Sechzig, scheiße was?“ – Und ich denke mir: Find ich eigentlich nicht. Überhaupt nicht. Allerdings fliegt uns Selbige um die Ohren und wird uns schließlich auslöschen.
... UND ICH HÖRE AUF ZU WEINEN von Rainer Juriatti
Zwei Momente lassen mich unumwunden geistig abschweifen und krampfhaft an andere Dinge denken, als an das, was gerade stattfindet: Kitschige Sternenkindlieder sowie die Aufforderung „Lasset uns beten“. Allzugerne nämlich wird das Faktum, ein verstorbenes Kind in den Armen halten zu müssen, verkitscht oder mit Floskeln einbalsamiert. „Lasset uns beten“ hieß es dann natürlich auch bei der Einweihung der Gedenkstätte für Sternenkinder in Baden bei Wien. Und ein Lied wurde auch gespielt.
Es ist tatsächlich erstaunlich. Je älter ich werde, desto rascher fliege ich von Jahrestag zu Jahrestag. Denn es scheint, dass die Tage selbst – von 27.4. bis 25.4. – dahinfliegen, sie entschwinden sozusagen.
Light side: Sie lachen. 90 Minuten und mehr, dann bedanken sie sich für den schönen Abend. Light side: Sie lesen und bekunden, wie schön das Buch gewesen sei. Wo Licht ist, ist in diesem Fall viel Dunkel.
Irgendwie und irgendwo müssen wir doch geerdet sein. Denn irgendwohin hat es uns verpflanzt. Von irgendwo kommen wir her. Von irgendwo stammen wir ab. Daran denke ich seit Tagen. Während eines Besuches in meiner Vergangenheit: Ich denke dabei an ihn, den Mann, der jeden Tag seine Pferde zäumte. Der tagein, tagaus zwischen Lech und Zug seine Kutschen lenkte. Um Touristen an den gedeckten Tisch zu bringen. Dorthin, wo das Käsefondue dampfte.